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AGH-Wahl in Berlin 2023 (Wdh.)

1. Die alten Mitte-Parteien

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CDU

SPD

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Abkürzungen in den Karten:

Cha-Wi     Charlottenburg-Wilmersdorf

Fri-Kr        Friedrichshain-Kreuzberg

Licht         Lichtenberg

Mar-Hel    Marzahn-Hellersdorf

Mit            Mitte 

N.köl         Neukölln

Pank         Pankow

Rein          Reinickendorf

Span.        Spandau 

Steg-Zehl  Steglitz-Zehlendorf 

Te-Schö    Tempelhof-Schöneberg

Trep-Köp   Treptow-Köpenick

Die CDU hat bei der Wiederholung der Wahl zum Abgeordnetenhaus deutlich gewonnen und ist stärkste Kraft geworden. Bei der CDU ist ein deutlicher geografischer Gegensatz zwischen sehr hohen Ergebnissen am Stadtrand und sehr niedrigen in der Innenstadt sichtbar. Dabei ist kaum noch ein Unterschied zwischen Ost und West festzustellen. Diesen Trend bestätigen auch die Zugewinne, die am Stadtrand besonders hoch sind. In Berlin hat die CDU also die Deutsche Teilung überwunden, sodass sie auch hier Menschen in den nicht-zentralen Orten stärker anspricht als in den zentralen Orten. 

Die SPD hingegen hat nach wie vor große Probleme im Osten. Die Teilung der Stadt ist noch immer gut sichtbar. Bezüglich der Gewinne und Verluste hingegen zeigt sich ein diametral anderer Trend: Die SPD verliert besonders stark am Stadtrand, während sie in der Innenstadt in vielen Stimmbezirken sogar hinzugewinnt. Die o.g. Korrelationsgrafik veranschaulicht diese Wählerverschiebung sehr deutlich. Der Ost-West-Gegensatz wird zunehmend von einem Zentral-Peripher-Gegensatz abgelöst. Diese Veränderung zeigt sich bei allen großen Parteien. 

2. Die neuen Mitte-Parteien

Grüne

FDP

Die Grünen sind eine Partei, die vor allem in Innenstädten gewählt wird. Bei der Wahl 2023 hat sich dieser Trend weiter verstärkt, wie Karte und Diagramm zeigen. Fast sämtliche Hochburgen befinden sich innerhalb des S-Bahnrings, außerdem im wohlhabenden Südwesten. In den am Stadtrand gelegenen sozial schwachen Gebiete mit wenig Zu- und Wegzug hingegen wird besonders wenig Grüne gewählt. 

Die Hochburgen der FDP liegen im Westberliner Grüngürtel (Frohnau, Heiligensee, Konradshöhe, Gatow, Kladow, Westend, Charlottenburg, Wilmersdorf, Grunewald, Schmargendorf, Dahlem, Zehlendorf, Wannsee, Lichterfelde), außerdem in Tiergarten und Mitte. Besonders niedrig sind die Ergebnisse in Kreuzberg und Neukölln in der Innenstadt. Wie SPD und Grüne hat auch die FPD am Stadtrand höhere Verluste als in der Innenstadt, womit diese drei Parteien als direkte Konkurrenten der CDU zu erkennen sind. 

3. Die Randparteien 

Linke

AfD

Die Linke hat von allen großen Parteien den schärfsten Bruch zwischen Ost und West. Dieser ist aber innerhalb des S-Bahnrings aufgelöst, wo die Linke ihre besten Ergebnisse hat (vor allem in den "alternativen" Stadtteilen Kreuzberg und Neukölln). Hierin verdeutlicht sich der Zwiespalt der Partei in eine woke Innenstadtpartei und eine post-sozialistische Heimatpartei. Erstere scheint angesichts der Wählerverschiebung in den letzten Jahren die Zukunft der Partei zu sein, ist aber zugleich für ihren derzeitigen Niedergang verantwortlich, da sie ihre Stammwähler verliert, mit ihrem proletarischen Auftreten aber im angestrebten grünen Milieu nicht angenommen wird. 

Statistisch betrachtet besteht bei der AfD ein Gegensatz zwischen Ost und West, geografisch betrachtet wird jedoch deutlich, dass der Gegensatz zwischen Innenstadt und Stadtrand viel distinktiver ist. Insofern reiht sich die AfD in das Spektrum aller anderen Parteien zwischen lebensweltlich saturiert und nicht saturiert ein. Im Vergleich zur ursprünglichen AGH-Wahl 2021 hat die Partei leicht hinzugewonnen. Die höchsten Gewinne sind dabei im Osten sowie am Stadtrand zu verzeichnen, während in den meisten Stimmbezirken im Westen Verluste zu verzeichnen sind. 

Während die neuen Mitte-Parteien wiederkehrenden Wähleraustausch mit den alten Mitte-Parteien haben, sind die Randparteien in ihren Wachstumsmöglichkeiten derzeit sehr beschränkt, da sie sich weitgehend außerhalb des gesellschaftlichen und/ oder medialen Diskurses befinden und kaum Anknüpfungspunkte zu anderen Milieus haben. 

4. Korrelationen der großen Parteien

Bei den Ergebnissen der drei Parteien der Bonner Republik (CDU, SPD, FDP) besteht auch 30 Jahre nach der Revolution noch ein deutlicher Gegensatz zwischen dem ehem. Osten und Westen. Jede der drei Parteien erreicht fast alle guten Ergebnisse im Westen der Stadt. [In den sozial schwachen und woken Ortsteilen innerhalb des S-Bahnrings (Kreuzberg, Neukölln, Schöneberg, Gesundbrunnen, Wedding, Moabit) sind die Ergebnisse für alle drei Parteien jedoch schwach.] 

Die CDU hat bei der Wahl deutlich hinzugewonnen. Auffällig ist, dass die Zugewinne in den Außenbezirken deutlich höher sind als in den Innenbezirken. Dabei ist festzustellen, dass eine deutliche Korrelation zwischen den Gewinnen der CDU und den Verlusten von SPD & Grünen besteht; d.h. die CDU hat vor allem von diesen beiden Parteien Wähler abgeworben. Bislang waren die Grünen diejenige Partei, die in Innenstädten besonders häufig gewählt wurde; die SPD hatte bislang in Berlin in der Innenstadt deutlich schwächere Ergebnisse als am Stadtrand. Nun ist festzustellen, dass beide Parteien am Stadtrand am deutlichsten verlieren, während sie in der Innenstadt sogar hinzugewinnen. Dringt die SPD willentlich ins Innenstadtmilieu der Grünen vor? 

Die Parteien der Bonner Republik

CDU vs. SPD+Grüne

Die Nachbarn der FDP-Wähler: Linke oder Rechte?

Wähler von FDP und Linke teilen sich fast nur in den Ortsteilen Mitte und Charlottenburg denselben Lebensraum; sie leben räumlich sehr getrennt voneinander. Wähler von FDP und AfD hingegen teilen sich etwas mehr Lebensraum. Diese gemeinsamen Räume liegen aber nicht in der Innenstadt, sondern eher am Stadtrand. Insgesamt ist aber sehr deutlich: FDP-Wähler begegnen sowohl Linke-Wählern als auch AfD-Wählern im Alltag sehr wenig. 

Blau-roter Osten?  AfD und Linke

Auch zwischen AfD und Linke besteht eine deutliche Korrelation: In den allermeisten Stimmbezirken, in denen die AfD hinzugewonnen hat (fast alle im Osten der Stadt), hat die Linke Wähler verloren. Da die beiden Partei politisch-inhaltlich sehr unterschiedlichen sind, scheint von den Wählern eine Ähnlichkeit in der Kommunikation der Parteien mit den Wählern und in ihrem Sozialverhalten erkannt zu werden. Auch zeigt sich, dass fast alle Zugewinn-Stimmbezirke der Linken im Westen der Stadt liegen, während sie im Osten fast überall verloren hat. Die Linke verliert zunehmend ihren Status als Ost-Partei an die AfD. Schon bei der Bundestagswahl war Ost-Berlin die letzte Hochburg der Linken. Aber auch hier verliert sie an die noch randständigere AfD -- und verliert damit ihre Wurzelregion

5. Ergebnisse der sonstigen Parteien

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